Seit nunmehr zwei Jahren schreibe ich eine Kolumne für "imländle". Oft habe ich mich dabei gefragt, was potenzielle Leser wissen wollen. Mir persönlich geht es um Mitmenschlichkeit und die kleinen schönen Momente, die uns jeden Tag begleiten. Wir leben in einer Welt, in der uns die schlechten Nachrichten fast erdrücken.

So wie letzte Woche, als mir jemand auf der Straße begegnete und erzählte, dass sie 72 Jahre alt ist, eine 45-jährige Tochter und eine 21-jährige Enkelin hat. "Meine Tochter ist erst letztes Jahr tragisch ums Leben gekommen und jetzt befinden meine Enkelin und ich uns in einer städtischen Notunterkunft. Der Vermieter hat auf Eigenbedarf gekündigt und wir haben einfach viel zu lange abgewartet und immer die Hoffnung gehabt, nach über 20 Jahren in der Wohnung bleiben zu können."

Wir kennen die Familie seit Jahren und unterstützen sie immer wieder in ihrem Alltag. Wie groß musste wohl die Scham sein, sich nicht früher bei uns zu melden?

Ich bin sehr glücklich darüber, wie sehr sich mein Kollege und meine Kolleginnen darum kümmerten. Die Enkelin fand innerhalb weniger Tage ein WG-Zimmer. Ihre Großmutter möchte jetzt in eine betreute Wohnform ziehen und bat um unsere Unterstützung.

Der kleine schöne Moment war ihr Dankeschön und ihr Lächeln, das sie mir am Ende unseres Gesprächs schenkte.

(Florian)

Florian Nägele arbeitet seit vielen Jahren als Streetworker. In seiner Kolumne bei #imländle erzählt er monatlich von seinen vielfältigen Begegnungen mit Menschen und teilt seine Gedanken und Gefühle mit uns.

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