Mein Schutzraum & Dein Schutzraum

Mein Schutzraum & Dein Schutzraum

07. Mai 2020
Josefine Barbaric ist Vorstand des Vereins Nein, lass das. Im Gastbeitrag für #imländle ermahnt sie uns alle, selbst Schutzräume einzufordern sowie die Freiräume anderer – ganz gleich, ob Erwachsener oder Kinder – zu akzeptieren.

 

Emotionale Beziehungen erkennt das geschulte Auge bereits an den jeweiligen Körperhaltungen. Man kann sehr gut Macht- und Eigentumsverhältnisse, Status- und Rangordnungen erkennen.
Da braucht es Schutz und Sicherheit, vor allem für kleine Menschen, die noch ganz am Anfang ihrer Erfahrungswelt stehen.

Auch in der eigenen Familie. Ich empfehle in meinen Schulungen immer von einer Armlänge Abstand auszugehen. Zugegeben, das klingt erst einmal nicht nach viel, und doch, es ist wichtig. Aktuell in der sehr angespannten COVID-19 Krise ist es ganz sicher nicht einfach für viele Menschen, sich innerhalb der Familie räumlich abzugrenzen. Umso bedeutsamer werden mögliche vorhandene Schutzräume. Und wenn es nur diese eine Armlänge Abstand ist.
Uns Erwachsenen fällt es sicher leichter, unseren Schutzraum einzufordern und zu verteidigen.

Doch wie steht es um die Kinder? Akzeptieren erwachsene Menschen, Eltern, wenn Kinder sagen: Geh weg von mir! Fass mich nicht an! Ich will meine Ruhe! Ich will nicht von Dir geküsst und angefasst werden! Ich möchte nicht fotografiert werden!

Es bedrückt mich, zu wissen, dass viele Erwachsene sich einfach das Recht herausnehmen, regelmäßig und ohne zu fragen, in die Schutzräume fremder und auch ihrer eigenen Kinder „einzubrechen“. Wie wäre es mit: Darf ich zu Dir kommen? Darf ich Dich trösten? Darf ich Dich in den Arm nehmen? Darf ich Dir einen Kuss geben? Darf ich Dich fotografieren?
Ein NEIN wäre eine mögliche Antwort – doch Herzlichen Glückwunsch!

Ein NEIN ist nämlich richtig und gut. Es ist ein so wichtiges Signal, nicht nur in der Erwachsenen-Welt, sondern ebenso in der Kinder-Welt! Ein NEIN grenzt ab und schützt unter Umständen IHR Kind vor sexueller Gewalt.

Auch Geschwisterkinder sollten einander Schutzräume akzeptieren lernen und das durch die Eltern gut erklärt bekommen. Warum das wichtig ist? 10,2 % der bei der Polizei registrierten Fälle aus dem Bereich „Sexueller Missbrauch an Kindern“ wird von Kindern (0–14 Jahren) begangen. Häufig handelt es sich dabei um Geschwisterkinder.
Herzlichst, Josefine Barbaric

 

 
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