„Vergiss mich nicht“ – Der Brief, der mich sechs Jahre später erreichte

„Vergiss mich nicht“ – Der Brief, der mich sechs Jahre später erreichte

08. Februar 2022

 


Ich hatte das Glück, in einer wohlbehüteten Familie groß geworden zu sein. Wir sind zweimal im Jahr in den Urlaub gefahren und ich konnte das Meer sehen. Bis heute spür ich diesen Weitblick, der alle Sorgen vergessen lässt.


Als mir meine Mutter im Urlaub die Idee einer Flaschenpost erklärte, war ich davon so begeistert, dass ich sofort eine verschickt habe. Ich wollte einfach als Mensch nicht in Vergessenheit geraten und fand es faszinierend, meine Gedanken auf einem Papier festzuhalten, dieses in eine Flasche zu stecken und ins Meer zu werfen. Irgendjemand wird diese Flasche an irgendeinem Strand finden. Vielleicht nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren.


Heute habe ich einen Brief erhalten, der vor über sechs Jahren aus einer Justizvollzugsanstalt verschickt wurde. Er war an einen früheren Bürostandort von uns Streetworkern adressiert. Über zahlreiche Umwege gelang er nach so langer Zeit zu mir.


Als ich den Absender las, lief es mir kalt über den Rücken, denn dieser verstarb im letzten Jahr durch seinen langjährigen Drogenkonsum.


Als ich den Brief öffnete, war ich fast schon enttäuscht, denn ich hatte die Hoffnung gehabt, dass irgendwas Wichtiges darinstehen würde. Doch eigentlich war es belangloses Zeug, bis auf den letzten Satz:


„Vergiss mich nicht“.


Heute blicke ich auf das „Schwäbische Meer“ und denk an dich, Dennis!


(Florian)


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