Und wieder Knast

Und wieder Knast

12. August 2021 Heute beschäftige ich mit dem Thema, warum es so schwierig ist, aus einem kriminellen Milieu auszusteigen und straffrei zu bleiben. In den letzten zwölf Jahren meiner Streetworktätigkeit habe ich einen besonderen Blick auf die sogenannten „Täter“ erhalten. Menschen, die Vertrauen zu mir aufbauen und denen ich ein bedingungsloses Beziehungsangebot anbiete.

Man entwickelt als Sozialarbeiter ein Verständnis für den einzelnen Täter. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, ein Verständnis für die jeweilige Tat zu haben. Man lernt die Familienverhältnisse kennen, sieht die Chancen einer Entwicklung, unterstützt, zeigt Wege auf und trotzdem wird die Person wieder straffällig.
Für mich sind Sprüche wie „Der Knast macht einen zum richtigen Mann“ nur ein „Machogehabe“ und leere Worthülsen.

Trotzdem musste ich erkennen, dass solche Sprüche Normalität und Teil des Milieus sind, wenn man in den Schattenseiten groß wird.

Aus diesem Milieu auszusteigen ist so unfassbar schwer, denn wenn ein Gefängnisaufenthalt zur Normalität geworden ist, nimmt man diesen auch eventuell wieder in Kauf.

Manchmal beschreiben Täter auch ein gewisses Suchtverhalten. Für den Kick, den Augenblick und das Adrenalin hat es sich gelohnt, die Beute war da oft zweitrangig. Und immer der Gedanke dabei: „Diesmal erwischen sie mich nicht.“
Gewalt ist ein erlerntes Verhalten. Nicht wieder zuzuschlagen ein langwieriger Prozess.

Trotzdem ist ein straffreies Leben nach dem Knast möglich und viele schaffen es.

(Florian)

 
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