„Eine Waffe am Kopf, ein Messer am Hals“ – Streetworker Florian Nägele

„Eine Waffe am Kopf, ein Messer am Hals“ – Streetworker Florian Nägele

21. April 2021 Mein Name ist Florian Nägele. Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet, stolzer Papa von zwei Söhnen und lebe gemeinsam mit meiner Familie in Meckenbeuren im Bodenseekreis.

Ich verdiene mein Geld als Sozialarbeiter, bin bei einem Verein namens Arkade e.V. angestellt und leite deren Bereich „Aufsuchende Sozialarbeit/Streetwork/Wohnungslosenhilfe“.

Als ich im Jahr 2008 als Streetworker angefangen habe, um mich im Auftrag der Stadt Friedrichshafen um die regionale, rechtsextreme Skinheadszene zu kümmern, war mir nicht klar, welche Grauzone ich betrat und welchen Gefahren ich mich aussetzen müsste, um zu erfahren, wie erfolgreich die Methode Streetwork sein kann. Ich hatte z. B. „eine Waffe am Kopf, ein Messer am Hals“ und weiß daher genau, wie „die Straße tickt“, hierbei aber auch, wo die professionellen Grenzen liegen.

Ich habe allerdings genauso erfahren, wie durch ein bedingungsloses Beziehungsangebot ein letzter hilfreicher Halt entstanden ist.

Mittlerweile bedienen wir das gesamte Spektrum, in dem Streetwork wirken kann. Das heißt, wir sind in allen vier Bereichen, die man in der Fachliteratur findet (Jugend, Prostitution, Obdachlosigkeit, Drogen) mit unterschiedlichen Aufträgen im Bodenseekreis und im Landkreis Ravensburg als Verein tätig. Unsere Auftraggeber sind jeweils die beiden Kreisstädte Friedrichshafen und Ravensburg.

Trotz der furchtbaren Gesamtsituation, die seit letztem Jahr der Pandemie geschuldet ist, bin ich sehr glücklich darüber, dass wir als systemrelevant eingestuft sind und weiterarbeiten dürfen.

 

 
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