Streetwork versus Polizei

Streetwork versus Polizei

14. Juli 2021 Wahrscheinlich würden mich andere KollegInnen für diese Kolumne stark kritisieren. Trotzdem möchte ich eine Lanze brechen für unsere Polizei. Wir als Streetworker sind oft der letzte pädagogische Halt für Menschen, die sich in Not befinden, sei es mit „Obdachlosen, Prostituierten, Gewalttätern oder frustrierten jungen Menschen“. Wir sind für sie da, wenn die Justiz im Nacken sitzt. Die meisten haben in der Regel schon Kontakt mit der Polizei gehabt und einige haben das Gefühl, eher keine guten Erfahrungen mit Menschen in Uniform zu machen.

Vor meiner Streetworktätigkeit war mir nicht bewusst, was dort alles geleistet wird. Ob bei einem Verkehrsunfall, Suizid, Mord, Gewaltausbrüchen bei Demonstrationen – immer ist die Polizei vor Ort.

Streetwork ist Basisarbeit und man erhält über die Jahre einen sehr guten Einblick in die Grauzone.

In über zwölf Jahren Streetwork habe ich niemanden „verraten“ und werde es auch niemals tun, außer ich könnte im Vorfeld eine mir angekündigte schwere Straftat verhindern. Dann wäre ich dazu verpflichtet.

Dazu braucht es ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Streetwork und Polizei. Das heißt: ich werde seitens der Polizei nicht als Informant gesehen, ich darf die Grauzone betreten und werde mit meiner Arbeit wertgeschätzt, ohne Informationen zu missbrauchen.

In den letzten Jahren ist mir klar geworden, dass hinter jeder Uniform ein Mensch steckt.
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