Niemand muss alleine sterben

Niemand muss alleine sterben

29. April 2022

Ich habe im August auf der Palliativstation im Reutlinger Krankenhaus eine weitere ehrenamtliche Arbeit aufgenommen. Ich bin 1–2 Mal im Monat samstags auf der Palliativstation im Reutlinger Krankenhaus und betreue unheilbar schwerstkranke und sterbende Menschen, die keine Heilungschancen mehr haben. Gleichzeitig betreue ich in Gesprächen die Familienangehörigen, die mit der Situation oft nicht klarkommen, in einem extra dafür eingerichteten, bequemen Zimmer.


Bei der Übergabe der hauptamtlichen Mitarbeiter der Palliativstation an uns Ehrenamtliche berichtet man uns genauestens den momentanen Zustand und den Krankheitsverlauf jedes einzelnen Patienten. Nach jedem Besuch der einzelnen Zimmer muss ich kurz Informationen zum jeweiligen Patienten in der Patientenakte vermerken, für eine reibungslose Übergabe an den nächsten Hospizkollegen sowie Arzt.


Hinter den Türen der fünf Patientenzimmer verbergen sich fünf verschiedene Lebenssituationen und Leidensgeschichten, weshalb ich bei jedem Anklopfen ein sehr komisches Gefühl im Magen habe. Ich weiß vorher nie, in welchem seelischen oder physischen Zustand die Patienten sich momentan befinden.


Wenn wir nicht mehr heilen können, dann können wir lindern. Und wenn wir nicht mehr lindern können, dann können wir trösten. Und wenn wir nicht mehr trösten können, dann sind wir immer noch da.


Ein Anruf und wir sind überall kostenlos für eine Begleitung bereit. Ein Lebenszeichen, ein Hilferuf und wir versuchen unser Bestes für alle Beteiligten zu geben.


Es muss niemand alleine sterben!


(Serkan)


Serkan Ilker ist ehrenamtlicher Sterbebegleiter. Mit seiner Kolumne bei #imländle nimmt er uns einmal im Monat zu seinen Begleitungen mit, um uns für die Themen Tod und Sterben zu sensibilisieren und diese zu enttabuisieren.


Möchtest du mehr über die Arbeit von Serkan und seinen ehrenamtlichen Kolleg*innen erfahren? Dann schau mal hier: www.hospiz-reutlingen.de

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