Mit Corona sterben

Mit Corona sterben

15. Dezember 2021

In dieser Begleitung geht es um einen 54-jährigen griechischen Mann. Er hat einen Hirntumor und ist ganz durcheinander, da er sehr große Angst vorm Sterben hat. Er ist von der Palliativstation ins stationäre Hospiz zum Sterben verlegt worden. Ab diesem Moment war mir bewusst, dass ich diesen einsamen Menschen nicht seinem Schicksal überlassen kann.


Ich besuche ihn regelmäßig und merke jedes Mal, wie unglaublich schnell der Sterbeprozess voranläuft. Er ist zwischenzeitlich schon zweimal gestürzt und hat überall Wunden.


Gestern wurde ich angerufen und man teilte mir mit, dass mein Patient positiv auf Corona getestet wurde. 


Ich sage den Kollegen, dass ich ihn auf keinen Fall alleine lassen kann und ihn besuchen werde – mit allen Konsequenzen. Mit Sonderschutzkleidung gehe ich in sein Zimmer, das isoliert ist. Er hat einen leeren Blick und starrt an die Decke. Zur Unterstützung bekommt er Sauerstoff. Es macht mich sehr traurig, ihn so zu sehen. Als wäre seine Krankheit nicht schon ausreichend. Nein, er bekommt noch zusätzlich Corona.


Ich halte seine Hände und er registriert, dass jemand gekommen ist. Er schaut mich an und nach einem kurzen Moment läuft eine Träne die Wange runter. Seine Hände sind sehr kalt und sein Herz schlägt sehr schnell. Ich bete für ihn und hoffe gleichzeitig, dass er schnell seinen Frieden findet, um diesen Qualen ein Ende zu setzen. Ich bin sprachlos und kann nichts sagen.


Nach einer Stunde verlasse ich sein Zimmer und weiß genau, dass seine Zeit gekommen ist.


(Serkan)

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