Mein Großvater

Mein Großvater

08. März 2022

Ich wurde in den siebziger Jahren geboren, in einer von wirtschaftlichem Wohlstand geprägten Zeit. Ich selber hatte das Glück, in einer heilen Familie aufgewachsen zu sein.


Meine Großeltern hatten den zweiten Weltkrieg miterleben müssen. Mein Großvater mütterlicherseits kämpfte selber in Russland und kam als gebrochener Mann zurück.


Im Wohnzimmer hing immer noch sein Offiziersdolch und manchmal sprach er über den Krieg.  Als ich ihn fragte, ob er einen Menschen getötet hat, erzählte er mir Folgendes:


Bei einem Einsatz traf er im Wald auf einen verletzten russischen Soldaten, der ihn sterbend um einen Schluck Wasser bat. Als er ihm eine Wasserflasche reichte, zog der Soldat seine Waffe und mein Großvater hat ihn erschossen.


Mein Großvater nahm mich zum allerersten Mal in den Arm und weinte dabei bitterlich.


Heute bin ich Vater von zwei Söhnen und ich hätte niemals geglaubt, mit einem Krieg innerhalb Europas konfrontiert zu werden.  Ich weiß nicht, wie ich meinen Kindern diesen Wahnsinn erklären soll.


Wir waren auf einer Friedensveranstaltung in Friedrichshafen. Dabei trafen wir auf einen ehemaligen Kollegen. Es ertönte das Lied „Give peace a chance“. Plötzlich fing der Kollege an zu weinen und sang dabei lauthals mit.


Als mein sechsjähriger Sohn den Mann weinen sah, nahm ich ihn in den Arm und dachte dabei an meinen Großvater.


(Florian)


 


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