Seit Jahren engagiere ich mich im Verein „Gewaltfrei durchboxen“ und versuche im Bereich Sport Werte an junge Menschen zu vermitteln. Respekt für seine Mitmenschen und vor allem das Vertrauen in sich selbst zurückzugewinnen, stehen für mich dabei im Vordergrund.

Einmal pro Woche bieten wir ein Training für SchülerInnen einer „Straßenschule“, genannt „Kopf Herz Hand“, an. Die Schule bietet 15 Plätze und ist ein Angebot für Schulverweigerer. Ein Ort, an dem Jugendliche sein dürfen, ernst genommen und ihren Möglichkeiten entsprechend gefördert werden.

Als ich gestern meinen dreijährigen Sohn von seiner Kindertagesstätte abholen wollte und mir eine Erzieherin die Tür öffnete, traute ich meinen Augen kaum. Mir begegnete eine junge Frau, die ich sehr lange nicht gesehen hatte. Sie lächelte mich an und umarmte mich.

Dann begann sie sich sofort mit folgendem Satz zu rechtfertigen: „Ich habe einfach so lange gebraucht, um bei „Kopf Herz Hand“ einen Schulabschluss zu erreichen. Aber jetzt bin ich 27 Jahre alt und habe meine Erzieherinnen-Ausbildung abgeschlossen. Ich arbeite seit 4 Jahren.“

Ich entgegnete ihr, dass ich sie im Sport immer motiviert erlebt und an sie geglaubt habe. Mit ein paar Freudentränen in meinen Augen sagte ich ihr folgenden Satz: „Ich freue mich so sehr, dass du auf meinen Sohn aufpasst und ihm was fürs Leben mitgibst.“

(Florian)

Florian Nägele arbeitet seit vielen Jahren als Streetworker. In seiner Kolumne bei #imländle erzählt er monatlich von seinen vielfältigen Begegnungen mit Menschen und teilt seine Gedanken und Gefühle mit uns.

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