Leben auf der Straße

Leben auf der Straße

08. September 2021
„Plötzlich findet er sich tatsächlich auf der Straße wieder, hat Hunger, friert und lebt ständig in Angst um sein eigenes Leben. Personen, die an ihm vorbeigehen, beachten ihn erst gar nicht, ignorieren seine Not und ihnen ist nicht bewusst, dass er ein erfolgreicher Schichtleiter in einem Industriebetrieb war und dort 30 Jahre lang gearbeitet hat. Dass er seine Frau, gemeinsam mit den zwei Kindern, bei einem Autounfall verloren hat, dass er den Schmerz nicht vergessen kann, dass er angefangen hat, sich zu betäuben.“

Wenn man die Menschen und ihre Geschichten kennt, wird einem sehr schnell klar, dass ein Wohnungsverlust jede/n und zu jeder Lebenszeit treffen kann. Oft geht ein Schicksalsschlag voraus. Der Tod eines geliebten Menschen, eine Trennung vom Partner/der Partnerin oder der Verlust der Arbeit stehen dabei am Anfang. Plötzlich kann die Miete nicht mehr bezahlt werden, ein Schuldenberg häuft sich an und am Ende steht eine Zwangsräumung. Freunde fallen weg, Familienangehörige wenden sich ab, der Griff zur Flasche erscheint oft als einziger Ausweg.

Meist mit Multiproblemlagen konfrontiert, versuchen wir als StreetworkerInnen, den Betroffenen Unterstützung zu geben. Aus meiner Erfahrung benötigen die Menschen erstmal einen sicheren Schlafplatz (die sogenannten eigenen „vier Wände“), um wieder in ein gesundes Leben zurückzufinden.

Wir brauchen in Deutschland dringend neue Wohnraumkonzepte und vor allem bezahlbaren Wohnraum.

(Florian)

 
Nach oben