Achterbahn Sucht

Achterbahn Sucht

12. November 2020
Liebste anonyme Autorin, danke für diesen zweiten Gastbeitrag. Danke, dass du diesen privaten und berührenden Blick in deine Gefühlswelt als Großmutter eines Suchterkrankten mit uns teilst. Danke.

 


Meine Freude ist noch verhalten, sie ist nicht an der Oberfläche, versteckt sich.

Das Gefühl ist kein euphorisches, offenes. Das Glück ist nicht greifbar ...

Er hat vor zwei Wochen aufgehört mit den Drogen. Ein weiterer, ernsthafter Entschluss, wie mir scheint. Er hat schon wieder Appetit. Isst wieder was, presst Orangen aus und trinkt gesunden Saft. Er spielt Klavier.

 
Mich macht die heimliche Freude unsicher, atemlos, schleudert mich total aus meiner neu gewonnenen Mitte.

Mitte war jetzt ein halbes Jahr das Aushalten des Elends mit einem suchtkranken Kind. Es ging uns allen schlecht, aber das war was Sicheres. Ein sicherer Boden ganz unten. Ohne Erwartungen, ohne Hochs und Tiefs.

 
Jetzt wankt der Boden wieder unter mir. Er möchte wieder ins Leben zurück!?!?

Es macht mich trunken vor Hoffnung und vor Glück.

Es macht mich unsicher und schwach.

 

Ich befinde mich in der Achterbahn.


 

Sie bewegt sich ganz langsam Richtung oben. Zahnrad für Zahnrad. Ich habe Angst vor dem schnellen Abwärts, bin aufgeregt, Angst und Vorfreude vermischen sich, Es gibt kein Zurück mehr jetzt.

 
Ich muss dem Glück entgegenfahren, egal was nachher kommt, ich steuere ins Glück.

Mein Enkelkind wird gesund. Frei von den verfluchten, verdammten und tödlichen Drogen.

 
Bitte, liebe Achterbahn, bleib oben.

Fahr nicht mit voller, erbarmungsloser Fahrt in die Tiefe.

 
AnnaWinter, Im September 2020

 
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