Der seelische Preis, den ich zahle

Der seelische Preis, den ich zahle

06. Oktober 2021 Sehr oft werde ich gefragt, woher man die Kraft nimmt, die ganzen menschlichen Schicksale, die Dramen und das tägliche Leid, welche mir als Streetworker begegnen, zu verarbeiten. Was nehme ich mit nach Hause und wie gehe ich damit um?

Wie hoch ist eigentlich mein seelischer Preis, den ich dafür bezahle?

Wenn ich vor StudentInnen der sozialen Arbeit doziere, sage ich immer die folgenden Sätze:

„Es gab irgendwann in eurem Leben den emotionalen Moment, aus dem ihr eure Motivation genommen habt und euch befähigt gefühlt habt, diesen Studiengang zu belegen. Vergesst diesen Moment nie und egal was alle zu euch sagen, man darf nach meiner Meinung Schicksale, die einen emotional treffen, mit nach Hause nehmen. Wichtig und entscheidend ist es dabei, Bilder im Kopf wieder loszuwerden und da hilft es nur, darüber zu reden.“

In meiner Tätigkeit als Streetworker habe ich so viele Schicksale erleben müssen und gleichzeitig erleben dürfen. Aus meiner Erfahrung ist es was ganz Besonderes, mit Menschen, die vielleicht nie auf der Sonnenseite des Lebens standen, zu arbeiten. Dabei entstanden sehr schöne, aber auch tragische Geschichten und Dinge, die ich rational nicht erfassen konnte. Dabei half mir in der Reflexion immer mein Team, da war ich – Florian als Mensch – und konnte über meine Ängste und Gefühle sprechen.

Vielen Dank für Euch!

(Florian)
Nach oben