Kinder brauchen Frieden
11. Dezember 2017
Das Türchen Kinder brauchen Frieden wird euch präsentiert von der SHP Beratergruppe Scharf • Hafner & Partner mbB. Das Unternehmen unterstützt den Verein „Kinder brauchen Frieden e. V.“ und hatte die wundervolle Idee, dass wir #imländle darüber berichten. Als Petra mit Cornelia Bierlmeier über den Verein sprach, erzählte die Gründerin eine berührende Erfahrung nach der anderen. Mit dieser Story erfahrt ihr mehr über die Gründungsgeschichte des Vereins. Und dabei wird’s #imländle nicht bleiben. Wir werden in Zukunft wieder über den Verein und bewegende Schicksale, lachende Kinderaugen und helfende Hände berichten. Vielen Dank der SHP Beratergruppe; erst durch sie sind wir auf die Organisation aufmerksam geworden. Den Weihnachtsgruß findet ihr am Ende des Beitrags.
Wikipedia sagt: Frieden (älterer Nominativ Friede, von althochdeutsch fridu „Schonung“, „Freundschaft“) ist allgemein definiert als ein heilsamer Zustand der Stille oder Ruhe, als die Abwesenheit von Störung oder Beunruhigung und besonders von Krieg. Frieden ist das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener Friedensbemühungen Quelle: Wikipedia
Auch in unserem Leben läuft nicht alles friedlich ab
Der Zustand von Stille oder Ruhe sowie die Abwesenheit von Störung oder Beunruhigung sind in unserer lauten Welt Luxus geworden. Wir haben dennoch jeden Tag die Chance, dem Frieden in unserer eigenen Welt selbstbestimmt Einlass zu gewähren. Viele Menschen genießen dieses Privileg nicht. In ihrer Heimat herrschen Krieg, Unruhen und Hungersnot.
Andere können den Frieden nicht selbst bestimmen
Über die Medien sehen und hören wir von schrecklichen Gräueltaten, die uns erschüttern und tiefes Mitgefühl hervorrufen. Wir können den Off-Knopf drücken. Mit einem Klick schützen wir
gefühlt den eigenen Frieden. Wir haben jedoch die Wahl. Vielleicht könnten wir statt wegzuschauen mit unseren Möglichkeiten ein Stück Frieden schenken und gleichzeitig das wahrhaftige Gefühl des Helfens erleben.
Vor 25 Jahren stand eine Handvoll Leute aus dem Ländle vor dieser Wahl
Lasst uns in die Vergangenheit und nach Hechingen reisen, zu einem Zeitpunkt vor knapp 25 Jahren, und etwas über die Entstehung des Vereins
Kinder brauchen Frieden e. V. erfahren. Anfang der 90er fand ein schrecklicher Krieg in unmittelbarer Nähe von Deutschland statt: im ehemaligen Jugoslawien.
In Hechingen saß am Abend des 12. Dezember 1992 bei einer Weihnachtsfeier im Jugendzentrum ein kleines Grüppchen am Tresen und redete über den Krieg auf dem Balkan. Sie sprachen über die Nachrichten, die sie tagtäglich im Fernsehen zu sehen bekamen. Die Nachrichten, die die grausames Bilder des Kriegs in Bosnien, Kroatien und Serbien zeigten. Es wurde diskutiert, gemeckert und mit dem Kopf geschüttelt. Wie können Menschen so grausam sein?
Aus meckern wurde machen
Irgendwann kam die Einsicht: Mit unseren Diskussionen helfen wir niemand. Dann folgte die Idee: Wir holen da Kinder da raus und lassen sie bei uns Urlaub vom Krieg machen! Die Energie der Empörung verwandelte sich in Tatendrang. Einen Tag später folgte die ernüchternde Erkenntnis: Keiner besaß die nötigen Sprachkenntnisse, geschweige denn Kontakte in das Kriegsgebiet.
Nun wäre der perfekte Zeitpunkt für den „Off-Knopf“ gewesen, mit höchstplausiblen Argumenten. Aber die Hechinger machten weiter. Sie fanden einen kroatischen Pfarrer, der Kontakte zu einer kroatischen Schule in Bisovac hatte, nahmen Kontakt zu den Lehrern vor Ort auf und begannen mit der Planung. Im Sommer 93 trafen 81 Kinder mit ihren Lehrern in Hechingen ein. Sie wurden im THW-Heim in Hechingen, in der Grundschule Bisingen und im Nikolausheim Hausen untergebracht und konnten für drei Wochen eine unbeschwerte Zeit erleben. Für die Betreuung meldeten sich Freiwillige, die ihren Sommerurlaub kurzerhand cancelten und vielleicht ihre beeindrucktesten Ferien erlebten.
Cornelia Bierlmeier, die seit einem Jahr aus gesundheitlichen und Altersgründen nicht mehr die erste Vorsitzende des Vereins Kinder brauchen Frieden e. V. ist, erinnert sich: „Immer wenn der THW-Lastwagen auf den Hof fuhr, versteckten sich die Kids unter den Tischen. Die Angst war ihnen ins Gesicht geschrieben.“ Dann lächelt sie und sagt: „Da war ein 6-jähriges Mädchen dabei, die auf dem Schulweg von einem Luftangriff überrascht wurde und in den Bunker flüchten musste. Sie hatte seither nicht mehr gesprochen. Nach ein paar Tagen bei uns in Hechingen begann sie wieder zu reden.“
Aus der ursprünglichen Idee von der einmaligen Hilfsaktion Ferien in Hechingen entstand der Verein Kinder brauchen Frieden e. V.
Im Herbst 93 besuchten Cornelia und ihr Mann Michael ihre Schützlinge. „Ihren“ Kids ging es so weit gut. Die beiden wurden in das Heim Klasje nach Osijek geschickt. Dort war Not am Mann und es gab viel zu tun.
In dem Kinderheim Klasje herrschten schlimme Zustände
Als das Ehepaar im Heim eintraf, kamen ihnen drei Kinder in dünnen Baumwollschlafanzügen und barfuß entgegen. Das Dach war von Granateneinschlägen zerstört, es zog durch alle Räume. Die Essensvorräte bestanden aus zwei Fässern Kraut und einer halben Palette abgelaufenem Joghurt. In einem „Babyzimmer“ lagen die ganz Kleinen. Wenn sie weinten, stellten die Betreuerinnen das Radio lauter, um in Ruhe ihren Kaffee trinken zu können. Für die ganz Großen hieß es mit 18 Jahren Abschied nehmen. Mit der Volljährigkeit bekamen sie ein Handtuch und ein Stück Seife in die Hand gedrückt und mussten gehen – egal wohin.
Klasje wurde zu einem Ort der Fürsorge und Zukunft
Eine der Heimerzieherinnen konnte sich nicht damit abfinden, dass die Kinder mit 18 Jahren das Heim verlassen mussten, ohne zu wissen, wohin. Sie mietete einen nahe gelegenen kleinen Bauernhof an und gründetete das Breza.
Dieses Projekt wird bis heute von Kinder brauchen Frieden unterstützt. Heute leben dort misshandelte und missbrauchte Mädchen, darunter auch Mädchen aus der Schweiz. Das Breza ist für alle, die dort waren und sind, ein Zuhause geworden. Die Heimleiterin trägt sich mit dem Gedanken aufzuhören, hat aber schon für ihre Nachfolge gesorgt: eine junge Frau, die gerade die Ausbildung zur Heimerzieherin macht und die selbst einmal in Breza gelebt hat.
Der Verein hilft seither in Not geratenen Kindern in allen Teilen der Welt
1992 gründeten 33 Mitglieder in Hechingen den Verein Kinder brauchen Frieden. Mittlerweile zählt der Verein weit über 700 Mitglieder aus ganz Deutschland und dem Ausland. Im Mittelpunkt des Tuns steht immer die konkrete Verbesserung der Lebenssituation von in Not geratenen Kindern, und das in allen Teilen der Welt. Entscheidend ist dabei, Rahmenbedingungen vor Ort zu schaffen, die Kindern mit ihren Familien möglichst in ihrer Heimat ein selbstbestimmtes und sicheres Leben ermöglichen. Egal ob in Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Ruanda, Sri Lanka, dem Kongo oder in anderen Ländern: Was letztlich zählt, ist die
effektive Hilfe für Kinder – überall.
Im Sommer 93 wurde das erste Kapitel einer Erfolgsstory geschrieben, die bis heute anhält und zahlreichen Kindern Leben, Lachen und Zukunft schenkt
Die Geschichte zeigt, wie jeder von uns für den Frieden auf unserer Welt Verantwortung übernehmen kann. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Es muss nicht in jedem Fall die Gründung eines Vereins sein. Wir können mit kleinen oder großen
Sach- und Geldspenden etwas bewegen, Mitglied oder Pate werden oder ehrenamtlich aktiv sein.
Wir haben jeden Tag die Chance, dem Frieden in unserem Leben selbstbestimmt Einlass zu gewähren
Der Off-Button und das damit verbundene Wegschauen bei Schicksalen anderer scheint verlockend und eine einfache Wahl zu sein. Das Gefühl, helfen zu können, fühlt sich aber besser und echter an. Schenken wir ein Stück Frieden, beschenken wir uns gleichzeitig selbst mit einem friedlichen Gefühl und machen dadurch unsere und die Welt anderer besser.
Stellt euch vor, jeder von uns entscheidet sich für den Weg des Helfens. Welch wunderbarer Gedanke. Mit gebündelter Kraft könnten wir dem Frieden in der Welt Einlass gewähren.
Copyright Bildmaterial: Kinder brauchen Frieden e.V.