Die Kalkwerkfarm

Die Kalkwerkfarm

16. September 2018
Unsere Petra hat in Ergenzingen ein neues Schätzle für euch entdeckt: die Kalkwerkfarm. Was genau dahintersteckt und warum es sich lohnt, dem Flecken Erde einen Besuch abzustatten, erfahrt ihr mit dieser Story.

  Auf den ersten Blick erscheint dieses #imländle-Schätzle recht unspektakulär: Ein paar Hütten mit Wellblechdächern, Stallungen, ein bisschen Wiese drum herum und viel Natur. Die ist so schön, wie wir es #imländle eben gewohnt sind. Bei meinem ersten Besuch, der sicherlich nicht der letzte bleiben wird, gönnte ich mir einen zweiten Blick. Seither bin ich mir sicher, dass dieses Fleckchen Erde ganz dringend einen Ehrenplatz #imländle braucht. Warum? Weil die Kalkwerkfarm wirklich etwas ganz Besonderes ist.


Et voilà, hier ist der Ehrenplatz!

Jule und Melanie verbindet eine seit mehr als zwanzig Jahren bestehende Freundschaft, die Liebe zu Tieren, das Mamasein und wahrscheinlich noch viel mehr als das. Seit knapp zwei Jahren sind sie stolze Besitzerinnen der Kalkwerkfarm in Ergenzingen. Dort leben mittlerweile über 50 Tiere und es herrscht auch sonst reges Treiben, aber dazu später. Auf der Farm tummeln sich Hasen, Katzen, Hühner, Pferde, Mulis, Ziegen und Schafe, die mit ihrem Einzug hier offensichtlich den Hauptgewinn eines Tierlebens ergattert haben. Jedes einzelne von ihnen stammt entweder aus schlechter Haltung, war zum Schlachten bestimmt oder ist mit einem anderen unschönen Schicksal bei Jule und Meli gestrandet.


Jule und Meli leben ihren Traum

Meli ist Mama von vier Kindern, Jule von dreien. Es lag nahe, dass sie ihre Familienfeiern und Kindergeburtstage, seit sie stolze Besitzer der Farm sind, dort feierten. Wenn sie vor Ort sind, wird autark gelebt. Es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Der Kaffee wird aufgebrüht und beim Campen dient ein Baum mit Wassereimer als Dusche. Cowboyfeeling pur!


Es passiert noch viel mehr als das

Mittlerweile gibt’s das komplette Jahr über ein abwechslungsreiches und buntes Programm auf der Farm. Das ist für jeden gedacht, der für sich und seine Kinder eine Auszeit vom schnelllebigen Alltag sucht. Von offenen Gruppen, Familiensonntagen und Klickerkursen über Kindergeburtstage mit Pony anmalen oder Schatzsuche bis hin zu Langweiltagen und der Stallweihnacht ist allerhand geboten. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, findet ihr hier das Programm.


Für Menschen mit Behinderung

Jules Sohn ist Autist. Sie selbst weiß um die Wirkung von Tieren auf Kinder und eben auch auf diejenigen von ihnen, die mit einer Behinderung ihr Leben meistern. Darum bietet sie auch Angebote für Menschen mit Behinderung an. Und die bleiben nicht ohne Wirkung. Als ich Jule bei unserem Treffen frage, ob sie sich an ein besonders schönes Erlebnis erinnern kann, erzählt sie mir von einem rührenden Erlebnis:


Da war dieses elfjährige Mädchen, das im Rollstuhl saß und nicht einmal den Kopf bewegen konnte. Ihre Mama und ihre Oma besuchten uns mit ihr. Ich war ziemlich aufgeregt. Ich hatte bisher zwar mit Ergotherapeuten in dem Bereich gearbeitet, aber allein ist das schon eine größere Aufgabe und Verantwortung. Ich hab dann einfach auf mein Herz gehört, eines unserer Pferde gepolstert und das Mädchen behutsam auf dem Bauch auf den Rücken des Pferdes gelegt. Sie lag erst ganz still und fing dann leise zu glucksen an. Just in diesem Moment weinten Mama und Oma. Ich bin voll erschrocken und wollte wissen, was ich falsch gemacht habe. Die Mutter meinte, dass sie gerade das erste Mal in ihrem Leben die Stimme ihrer Tochter hören durfte. In ihren elf Lebensjahren hatte sie bisher keinen Laut von sich gegeben. Das Gefühl in solch einem Moment kann ich dir nicht beschreiben. Das lässt mich nicht mehr los. Ich spürte ganz fest, dass sich unsere Arbeit, der Schweiß und das Herzblut für unser kleines Projekt voll und ganz gelohnt hatten.

Ein Ort der Begegnung

Schön ist, dass die Türen der Kalkwerkfarm für jeden offen stehen. Egal ob jung oder alt, jeder ist willkommen. Zum Verweilen, um die Tiere zu füttern und zu beobachten, Gespräche zu führen oder einfach, um unter dem Schatten der Apfelbäume ein gutes Buch zu lesen. Weil die Farm ein lebendiger und gastfreundlicher Ort ist, finden auch immer mehr Senioren den Weg dorthin. Es ist eine schöne Vorstellung, wie sich unterschiedlichste Generationen auf der Farm begegnen und gemeinsam eine gute Zeit haben.


Die Kalkwerkfarm ist definitiv einen Besuch wert

Meinen eigenen Besuch auf der Farm, bei dem ich mit herzlicher Gastfreundschaft empfangen wurde, werde ich so schnell nicht vergessen. Jule hatte zuvor am Telefon gesagt: „Du musst vorbeikommen, damit du den Zauber spüren kannst.“ Sie hat recht! Diese Empfehlung kann ich voller Begeisterung an euch weitergeben.          

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