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Schwäbische Mundart mit Bohnen und Speck

27. September 2017 Die Sängerin Elena Seeger lerne ich auf einer Veranstaltung des Vereins Tal-Gang-Art. e. V. in Tailfingen kennen. Mit ihrer selbstgeschriebenen Musik begleitet sie die Gäste durch einen Vortragsabend. Sozialkritisch, witzig und auf schwäbisch singt sie sich charmant-unauffällig und zugleich sehr präsent in die Herzen der Zuhörer. Ich will mehr über die junge Frau erfahren, hüpfe nach Vortragsende von meinem Stuhl und ihr vor die Füße. „Sag, wollen wir mal was zusammen machen? Ich schreib ein Blog.“ Mit diesen Worten stecke ich ihr meine Visitenkarte zu, verabschiede mich und fahre zurück ins Balinger Tal. Über die Website des Vereins nehme ich kurze Zeit später wieder Kontakt zu der Sängerin auf.
Aufgewachsen in Burladingen lebt die heute 28-Jährige in Stuttgart und studiert auf Lehramt. Später will sie Kunst und Englisch unterrichten.

Im Februar 2016 treffe ich sie erst im Café Lenau in Tailfingen wieder. Das Wiedersehen ist nicht nur wegen Elena ein besonderes Date. Eine SWR-Filmcrew begleitet uns. Die Herrschaften drehen für die Landesschau einen Beitrag über den #imländle-Blog und meinen Bloggeralltag. Das außergewöhnlich schöne Café Lenau und die talentierte Mundartsängerin sind dafür die perfekte Wahl. Einfach, weil sich genau dieses Zusammenspiel nach einem kräftigen Herzschlag unserer Heimat anfühlt. Ein wundervolles Beispiel für die lebendige Kultur der Region. Bei unserem Treffen ist die Sängerin dicke erkältet und bestellt erst mal einen Tee. Ich schlürfe Kaffee und darf mehr über ihr Leben erfahren. Mit siebzehn Jahren schreibt Elena für ein Schulprojekt das Musical „Sogno die Ballerina“. Die Schülerin komponiert eine Romanze über ein junges Mädchen, das in Italien lebt und von dem Mann ihres Lebens träumt. Die Dirn folgt ihrem Herzen nach Venedig, trifft beim Karneval ihren Prinzen und die beiden finden das gemeinsame Glück.
Ob Elena Seeger romantisch ist? Ich denke schon.

Im echten Leben ziehen die Jahre ins Land. In ihrer Freizeit tritt die Sängerin öfter auf Hochzeiten, bei Veranstaltungen oder in Bars auf. Egal wo und für wen Elena spielt, beim Gesang wie auch beim Songwriting bleibt sie ihren Wurzeln treu. „Ich singe nicht nur Mundart, würde Schwäbisch aber als meine Muttersprache bezeichnen, die Sprache, mit der ich aufgewachsen bin. Darum erscheint es mir einfach natürlich, auch im Dialekt zu singen. Hinzu kommt, dass Schwäbisch in der Aussprache viel weicher ist als das knallharte Hochdeutsch. Ich singe unglaublich gern in Mundart und mag die Eigenarten der Sprache sehr.“ Elena niest und lächelt.  Auf die Frage, was sie mit ihrer Heimat verbindet, antwortet die Studentin: „Es ist meine Familie, die mein Zuhause ist, es sind die Freunde, mit denen ich groß geworden bin, und die unvergleichbare Natur, die direkt vor der Haustüre meiner Eltern liegt.“ Genau diese Menschen, Werte und Gefühle sind es, die Elena Seeger nicht zuletzt durch das Fernweh schätzen lernte. Weltoffen ist Madame nämlich auch. 2011 pilgert die Schwäbin fünf Wochen und 900 Kilometer bis ans Ende der Welt. Die Idee mit dem Jakobsweg kommt ihr, als eine Beziehung zu Ende geht. Einen besseren Weg, um loszulassen und sich dabei selbst in die Arme zu laufen, gibt es wohl kaum. Wenige Jahre später studiert Elena zwei Semester an der Kunstakademie in Estland.
Egal wo sie ist, heimkommen fühlt sich immer gut, wichtig und richtig an.

Jetzt lebt Elena in einer WG in Stuttgart. Die musikalischen Auftritte sind mal häufiger, mal seltener. Sobald sie mit ihrer Gitarre auf der Bühne sitzt, spürt sie immer wieder aufs Neue, wie wichtig die Musik für ihre Seele ist. Sich auf Teufel komm raus vermarkten oder im Web zur Show stellen möchte Elena nicht. Wenn Menschen mit ihrer Musik Spaß haben, sie mit sozialkritischen Themen zum Nachdenken anregt oder mit witzigen Anekdoten ein Lachen weckt, dann hat Elena ihr musikalisches Ziel erreicht. Warum die Wahl des Bandnamens auf „Bohnen und Speck“ gefallen ist, soll sie euch am besten selbst mal erzählen.

 

Video: Michael Maiber

 

 
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