Was ich einfach nicht verstehen kann

Was ich einfach nicht verstehen kann

19. Oktober 2022

 


Was ich einfach nicht verstehen kann, wie man junge Menschen unter 18 Jahren aufgibt und sie auf die Straße schickt, anscheinend kein pädagogisches Angebot mehr greift und man sich auf die fehlende Mitwirkungspflicht des Jugendlichen beruft.


Am besten mit dem Satz: Der muss einfach mal die Straße erleben. Dann wird der schon merken, welche Hilfe ihm dargeboten wurde. Da soll er sich bitte wieder drauf einlassen. Man würde ja nur das Beste wollen.


Was für ein Schwachsinn. Ich glaube, dass nur die wenigsten Sozialarbeiter beurteilen können, was die Straße bedeutet. Ich bin sehr froh darüber, dass wir mittlerweile in unserer Region Jugendämter haben, die den Streetworkern zuhören und versuchen auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen.


Trotzdem kommen wir immer an Punkte, an denen wir gegensätzlicher Meinung sind und Einzelfälle drohen aus der Jugendhilfe herauszufallen.


Erst letzte Woche hatten wir einen 14-jährigen Syrer, dem dieses Schicksal drohte. In der Fachsprache sprechen wir von sogenannten Systemsprengern. Meines Erachtens müssen wir dann das Hilfesystem ausweiten und andere Wege gehen. Auch wenn es kostenintensiv wird.


Als Familienvater habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich meine beiden Söhne niemals aufgeben werde und mit dieser Haltung auch beruflich keinen anderen jungen Menschen. Denn ungewöhnliche junge Menschen sind meist nur Symptomträger ihrer Familie oder unseres Systems.


 


Florian Nägele arbeitet seit vielen Jahren als Streetworker. In seiner Kolumne bei #imländle erzählt er monatlich von seinen vielfältigen Begegnungen mit Menschen und teilt seine Gedanken und Gefühle mit uns.


Du möchtest noch mehr über die Arbeit von Flo und seinem Team erfahren? Dann schau mal hier.

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