Streetwork ein bindungsloses Beziehungsangebot

Streetwork ein bindungsloses Beziehungsangebot

16. Juni 2021 Streetwork bedeutet für mich ein bedingungsloses Beziehungsangebot, das auf der Straße durch die professionell handelnde Person gelebt werden muss. Ich kann mich also als Streetworker nicht verstecken, sondern muss immer als Mensch agieren.

Unzählige Male habe ich in der Jugendhilfe den Satz gehört „Wir bieten dir nicht mehr das passende Hilfsangebot“ oder den Satz „Du musst erstmal Straße erleben“. Warum? Um dadurch tiefer zu fallen und aufzuwachen und dadurch wieder der Norm zu entsprechen? Nein!

Nach über zwölf Jahren meiner Streetwork-Tätigkeit sage ich: die Straße ist zwar ehrlich, aber viel zu hart, um darin gesund zu überleben. Die Straße kann nie ein passendes Angebot sein und es gilt, wenn möglich, alles daran zu setzen, dass z. B. kein 18-jähriger Mensch in eine städtische Notunterkunft eingewiesen wird.

Auch wenn wir hier in Oberschwaben am Bodensee in einem Feriengebiet und einer wirtschaftlich starken Region leben, habe ich als Streetworker auch hier Leid von einzelnen Personen erleben müssen, welches ich vorher so nie für möglich gehalten hätte.

Über meine 29-jährige Tätigkeit im sozialen Bereich ist mir bewusst geworden, dass jeder Mensch gemocht werden will. Jeder Mensch strebt nach Anerkennung und Liebe. Dies ist für mich ein Leitsatz geworden. Ja, er wirkt wie ein Schlüssel für mich, sich im sozialen Bereich professionell zu bewegen.

(Florian Nägele)

 
Nach oben