Der Blick auf den See

Der Blick auf den See

05. Juli 2022

Ich weiß nicht, ob ihr das kennt: es gibt Plätze, an denen man sich einfach wohlfühlt. Man sitzt dort und schweift mit seinen Gedanken in die Ferne. Man versucht diese zu sortieren und irgendwann gelingt es einem auch. Am Bodensee gibt es unfassbar viele Plätze, an denen man auf den See schauen und über sein Leben nachdenken kann.


Heute war ich an meinem Lieblingsplatz am See. Die KollegInnen aus dem Bereich „Streetwork mit Menschen in der Prostitution und Sexarbeit“ waren mit dabei. Wir sind alle täglich mit Abgründen und unfassbaren menschlichen Schicksalsschlägen konfrontiert. Ein Bereich, in dem Gewalt, Sexualität, Geld und die hoffnungslose Suche nach Anerkennung den Alltag aller Menschen, die sich in der Prostitution befinden, bestimmt.


Es ist der „härteste“ und intensivste Bereich, in dem ich selber je gearbeitet habe und trotzdem glaube ich an diese Arbeit und vertrete unseren Ansatz. Wir beteiligen uns nicht an der Diskussion eines Sexkaufverbotes und sind weit weg davon, über das vermeintlich „älteste Gewerbe“ zu sprechen. Wir sind gegen jede Gewalt gegenüber Frauen und Männern. Wir bieten ein bedingungsloses Beziehungsangebot und haben einfach den Anspruch, für die Menschen da zu sein.


Bei der Arbeit in diesen Abgründen schadet es nicht, mit seinem Team mal die Seele baumeln zu lassen und auf den See zu blicken.


(Florian)


Florian Nägele arbeitet seit vielen Jahren als Streetworker. In seiner Kolumne bei #imländle erzählt er monatlich von seinen vielfältigen Begegnungen mit Menschen und teilt seine Gedanken und Gefühle mit uns.


 


Du möchtest noch mehr über die Arbeit von Flo und seinem Team erfahren? Dann schau mal hier.

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