
Kaviar vs. Parkbank
- Dezember 11, 2020
- by
- Janine Lehleiter
Wie wundervoll kann die Weihnachtszeit sein, wenn vor der Tür so viel Grausames geschieht?
So viel Leid, Hunger, Armut und Schmerz in der Welt. Aber auch so viel Neid, Geiz, Gier und Missmut in der eigenen Nachbarschaft.
Während ich verzweifelt überlege, ob es dieses Jahr zum Heiligabend-Menü echten oder Kaviarersatz gibt, fühle ich mich ein bisschen taktlos.
Der Streetart-Künstler Banksy – das ist der, dessen Bild sich letztes Jahr bei einer Auktion selbst geschreddert hat – hat vor einem Jahr ein grandioses, aber sehr sozialkritisches Graffiti an eine Mauer im englischen Birmingham gesprüht. Er hat zwei Rentiere im Flug erschaffen. Beide haben rot leuchtende Nasen.
Es ist ein wirklich hübsches Kunstwerk und im ersten Augenblick gerät man sicher ins Schwärmen. Aber schau genau hin!
Die Rentiere ziehen nicht wie üblich den Schlitten des Weihnachtsmanns. Sie ziehen eine Parkbank, auf der wohl nächtlich ein anderer Obdachloser versucht seinen Schlaf zu finden. Ohne sich sicher sein zu können, ob er die Augen am nächsten Morgen wieder öffnet.
Deshalb scheint es mir ein wenig blasiert, meine Weihnachtsstimmung davon abhängig zu machen, ob meine Geschenke überzeugend sind oder mein Kleid festlich genug.
Diese Oberflächlichkeit ist nicht die Seele der Weihnacht.
Das eigentliche Weihnachten geschieht in unserem Inneren. Und an Weihnachten sollten wir dankbar sein und viele gute Wünsche in die Welt senden.